Samstag, 09. Juni 2012

Etappe 20

Au bei Bad Aibling – Rottau = 46 km

Die ganze Nacht über hat es ergiebig geregnet. Das Gluckern des Wassers auf dem Dach und in der Dachrinne begleitete uns in der Mansarde, sozusagen auf Ohrhöhe.

Wegen des Regens warten wir morgens noch eine kleine Weile in Anti-Regenmontur mit unseren bepackten Rädern vorm Haus unter dem schützenden Balkon. Dann starten wir in den Tag – und nach knapp einer halben Stunde hört der leichte Regen auf, also Regenhose aus. Allerdings bleibt es kühl, also Handschuhe an.

Durchdringender Güllegeruch begleitet uns. Vor vielen Bauernhöfen gibt es Jauchegruben und Misthaufen, und der Gestank von Silage, die als Viehfutter in großen weißen Ballen lagert, ist eigentlich mehr als unangenehm: Die Milchviehwirtschaft hinterlässt durchaus ihre olfaktorischen Spuren in der Landschaft!

Einige Kilometer nach Bad Feilnbach überqueren wir vor Altenmarkt den Inn, fahren über Rohrdorf bis Frasdorf in nur geringer Distanz zur Autobahn München-Salzburg.

Beim Dorfwirt Vornberger in Neubeuern erliegen wir in der gemütlichen Gaststube der Verführung, nicht nur einen Kaffee zu trinken, sondern auch eine Kleinigkeit zu schnäubeln: Ich lerne leckere Brezenknödel kennen! Allerdings vergeht darüber eine – wie sich wenig später herausstellt – wertvolle Stunde der Trockenheit!

Wir radeln nun in strammem Tempo weiter, aber dann ist es doch soweit: Der Regen holt uns zum ersten Mal ein! Nun kommt unsere gesamte Regenkleidung zum Einsatz; einigermaßen vor den heftigen Güssen geschützt treten wir eifrig in die Pedale. Werner hat sich ein graues Regencape übergezogen, das sich beim Fahren voll aufbläst, darüber den Helm mit der roten Regenhaube. Von hinten sieht er fast aus wie Benjamin Blümchen auf großer Fahrt … Mich selbst in meiner Montur habe ich ja nicht im Blick …

Der strömende Regen veranlasst uns zu einer weiteren  Kaffeepause in Aschau, wo wir beschließen, im nahe gelegenen Rottau die heutige Tour abzubrechen.

Zwei triefnasse radelnde Wesen erreichen das Café-Gasthaus König. Wir pellen uns aus den verschiedenen nassen Schichten und hängen alles zum Trocknen in unserem winzig kleinen Zimmer unterm Dach auf.

Und dann – eigentlich unerhört – nach einer Stunde scheint wieder die Sonne, jedoch nur kurzfristig, denn später regnet es die ganze Nacht durch!

Nach einem leckeren Abendessen schreiben wir zusammen ein bisschen am Reisetagebuch, dann ruft die Koje.