Donnerstag, 22. Mai 2014
„Tropische Temperaturen in Thüringen“ titelt das Thüringer Tageblatt – und wir radeln bergauf und bergab!
Glücklicherweise haben wir schon bei der Planung eine Fahrt per Zug einkalkuliert, weil wir sonst nicht wie gewünscht am Wochenende in Weimar wären und außerdem die Höhen des Thüringer Waldes uns doch zu abschreckend vorkamen.
Wir radeln also auf ebener Strecke ca. 10 Kilometer bis zum Bahnhof Grimmenthal. Die Zusteigestelle liegt heute trostlos auf freier Flur und erinnert in nichts mehr an die Zeiten, als sich hier ein bedeutender Schienenknotenpunkt mit einem prächtigen Bahnhofsgebäude befand.
Dann kommt der DB-Zug – und ich fasse es kaum: Wir müssen auf dieser ultramodernen Bahnhofsanlage aus Beton und Edelstahl unsere Räder mit Mammutgewicht vier (!) Stufen in den alten Zug hinaufhieven, ich wiederhole: v-i-e-r – eine für mich kaum zu bewältigende Anstren-gung! Hätten wir doch die Südthüringische Privatbahn gewählt, bei der man auf Bahnsteighöhe sein Rad in den Wagen hineinschieben kann! Soviel also zum trickreichen Umfahren der Steigungen bei Zella-Mehlis, Oberhof und Gräfenroda. Netterweise hilft ein Mitreisender beim Rausbugsieren in Plaue, so dass dann nur noch die Aktion Unterführung, d.h. schwere Räder auf der einen Seite treppab und auf der anderen treppauf befördern, bewältigt werden muss Und das alles bei dieser Hitze!
Der weitere Weg gestaltet sich zunächst nicht weniger anstrengend, weil er nämlich in großen Teilen nicht dem Radweg im Tal folgt, – das Hinweisschild steht aber auch so ungünstig! – sondern auf Landstraße und Feldwegen hoch hinaufführt, bevor wir im Wald mit fest gehaltenen Bremsen einen steilen Schotterweg hinunterfahren.
Bei Geraberg verschnaufen wir erst mal ein bisschen, stärken uns an einem Döner-Imbiss mit Salat bzw. Döner, bevor es bei Elgersburg nochmals hoch hinauf geht. Endlos rollt’s bergab nach Ilmenau.
Und hier gefällt es wirklich gut.
Ilmenau, verschwistert mit Wetzlar, ist ein charmantes Klein-städtchen mit knapp 30 000 Einwohnern und verfügt offenbar über eine exzellente Technische Universität mit ungefähr 7000 Studenten. Außerdem pflegt man die Erinnerung an Goethe, der im Auftrag der herzoglichen weimarischen Regierung in seiner Funktion als Kommissionsrat für den Bergbau 26mal die Stadt besuchte. 1780 schrieb er auf dem Hausberg Kickelhahn „Wanderers Nachtlied“. Der Frankfurter sitzt immer noch auf einer Bank vor dem Rathaus, natürlich nur als Bronzestatue.
Wie wir genießen viele Menschen an diesem lauen Sommerabend die ungezwungene Atmosphäre in der Stadt.