Weimar
= 11 km

Samstag, 24. Mai 2014 – Montag, 26. Mai 2014
Zunächst ist Kultur angesagt!
Am Samstagmorgen ergattern wir mit Glück zwei Eintrittskarten für die Anna Amalia-Bibliothek, die letzten des Tageskontingents von ungefähr 70 Besuchern.
Der Bibliotheksraum im Rokokostil ist als lichtdurchflutetes Oval in einen rechteckigen Raum hineingesetzt und erstreckt sich auf drei Etagen. Der Blick des Besuchers verliert sich über den Galerien in ein offenes Rund weit oben an der Decke, wo auf einer Malerei ein zarter Jüngling mit Büchern in der Hand schwebt. Das soll uns sagen: Bildung thront über allem. Und das Besondere an der Gestaltung des Raumes ist wohl auch die gleichzeitige Präsenz von Büsten der damaligen Koryphäen auf dem Gebiet des Dichtens und Denkens – allen voran Goethe und Schiller – neben den adligen Herrschaften wie der Herzogin Anna Amalia.
Nach dem geistigen will unser leibliches Wohl genährt sein: Thüringische Rostbratwurst von der Wurstbude muss es ein und als Dessert ein Stück Pawlowna-Torte – Werner sagt: mmh! – im Kaffeehaus des Russischen Hofes. Nun haben wir uns eine Siesta verdient.
Gegen 19 Uhr blicken wir vom Balkon des Deutschen Nationaltheaters auf den Theaterplatz. „Was ihr wollt“ von Shakespeare steht auf dem Programm. Glücklicherweise kauft Werner ein Programmheft, wo wir später Erklärungen nachlesen können für das, was wir auf der Bühne gesehen haben. Die Inszenierung ist modern, provokativ, im Grundton destruktiv, in gewisser Weise auch melancholisch und gibt Anlass zum Diskutieren.
Bei einem Glas Bier erfrischen wir unseren Geist, bevor es mit den kulturellen Aktivitäten weitergeht, denn Weimar feiert die Nacht der Museen. So nehmen wir um 23 Uhr an einer Führung im Thüringischen Hauptstaatsarchiv teil. Unglaublich, was alles von staatlicher Seite archiviert wird, mit dem Auftrag, dem Wohle des Bürgers zu dienen, wie der Leiter mehrfach betont.
Ein letztes Bier um 1 Uhr nachts gibt uns sozusagen den Rest, bevor wir kulturtrunken ins Bett sinken.
Den Sonntag beginnen wir müde und langsam und nehmen uns nur ein kleines Programm vor.
Zunächst besuchen wir das Stadtmuseum, wo wir eine Sonderausstellung zu „95 Jahre Gründung der Weimarer Republik“ besuchen. Danach schauen wir uns im Bauhausmuseum um, bevor wir der Müdigkeit nachgeben und eine Siesta einlegen. Nachmittags schwingen wir uns noch auf zum Goethe-Nationalmuseum am Frauenplan – und dann ist’s genug mit den Besichtigungen.
Das Abendessen im Scharfen Eck schmeckt wieder thüringisch-rustikal. Nun klingt der Tag aus: Ich schreibe ein bisschen, Werner liest, dann schlafen wir den Schlaf der Gerechten.
Montags sind ja fast alle Museen geschlossen, also haben wir „frei“ und können uns den praktischen Dingen des Radfahrerlebens widmen, wie z.B. verschwitzte Wäsche waschen und einen neuen Fahrradspiegel besorgen.
Ich mache eine kleine Radeltour durch den Park an der Ilm, finde einen lauschigen Platz auf einer Bank gegenüber von Goethes Gartenhaus, schmökere ein bisschen und genieße den herrlichen Sommertag. Werner ist schon eingestellt auf Pawlowna-Torte im Russischen Hof, wo mir die nette Kellnerin später ein erfrischendes Getränk mixt: Holunderblütensirup in
Tonic-Wasser mit Eiswürfeln.
Später versenden wir unser Reservepaket weiter nach Dresden und ein kleines Weimarer Wurstpaket an die lieben Hüter des Hauses, sitzen lesend und Wein trinkend auf dem Herderplatz und geben uns voll und ganz der Urlaubsstimmung hin.