6. Etappe: Weimar – Eberstedt
= 29 km

Dienstag, 27. Mai 2014
Heute müssen wir von Weimar Abschied nehmen – leider! In dem charmanten Städtchen, das so viel Kultur atmet, hat es mir gut gefallen.
Nach einer Regennacht ist der Himmel grau, weitere Niederschlägen sind angekündigt.
Wo ist der Ilmtalradweg? Wie so häufig gestaltet es sich auch heute schwierig, den richtigen Schlupf zu finden: Wegen einer Baustelle gibt es für uns Radfahrer eine irreführende Umleitung, bis wir endlich durch Felder und Wiesen fahren.
Gegen Mittag nähern wir uns Apolda auf einem miserablen Radweg voller Schlaglöcher, später abgelöst von holprigem Kopfsteinpflaster. Ich fühle mich wie auf einer Rüttelmaschine – so macht Radfahren wenig Spaß!
In Apolda – wieder eine große Baustelle – gibt es ein kleines Museum, das wir besichtigen wollen: „Olle DDR“ zeigt Interessantes aus dem Alltagsleben der DDR-Bürger in den Jahren 1950 bis 1990. Vieles erinnert mich an die gleiche Zeit bei uns, manches aber lässt durchaus ein anderes Leben erahnen wie z.B. andere Lebensmittel oder die Zeugnisse der unmittelbaren staatlichen Indoktrination und der Kontrollhierarchien.
Als wir die Museumsbaracke verlassen, regnet es in Strömen. Also ziehen wir unsere vollständige Regenausrüstung an, um einigermaßen geschützt zu sein. Der Regen klatscht mir ins Gesicht (soll ja gut sein für den Teint), manche Autofahrer fahren unverhältnismäßig dicht an uns vorbei, Fontänen spritzen auf.
Bis zur Historischen Mühle in Eberstedt brauchen wir eine knappe Stunde. Dort finden wir ein behagliches Zimmer im ehemaligen Müller-Wohnhaus. Heute erweitert sich die tägliche Prozedur des Verstauens von Rad und Gepäck: Wir pellen uns nach und nach aus der Regenschutzkleidung, reinigen die dreckigen Gamaschen, suchen Stellen zum Trocknen der nassen Sachen, bewältigen also das volle Schlechtwetterprogramm, bevor wir uns ausruhen können.
Das zum Landhotel gehörige Lokal verspricht frische Forellen aus eigener Zucht, doch der Koch serviert uns ein eher lieblos zubereitetes Gericht wie in einem müden Ausflugslokal – aber wir haben ein sehr gutes Bett und somit eine gute Nachtruhe.