Dienstag, 10. Juni 2014
Puh, was für eine Hitze! Wir lassen uns nicht allzu viel Zeit beim Frühstück, denn morgens ist es doch noch etwas weniger schlimm mit den Temperaturen. Aber als erstes kaufen wir in einem der hier nahezu flächendeckend vorhandenen Netto-Märkte eine große Tagesration Mineralwasser ein, dann brechen wir Richtung Cunnersdorf auf.
Das Elbsandsteingebirge wird jetzt nahtlos vom Oberlausitzer Bergland abgelöst, und das heißt, wir durchfahren eine sehr hügelige, wunderbar grüne Landschaft, wieder mit großen Feldern und Äckern, umstanden von lockeren Baumgruppen – mir fällt als Vergleich das Allgäu ein.
Wir arbeiten uns also bergauf, bergauf, lassen es ein bisschen bergab rollen, bevor es wieder mehr oder minder steil hinan geht – sehr, sehr mühsam bei dieser Hitze! Ich könnte wetten, anstelle meines Gepäcks heute Backsteine zu transportieren! Nur langsam kommen wir voran, aber die schöne Landschaft entschädigt uns ein bisschen für die Anstrengung. Besonders beeindruckt sind wir immer wieder von den mächtigen Bäumen; da stehen Eichen, Buchen oder Kastanien, deren Stämme zwei Männer kaum umfassen könnten.
Hinter Neustadt in Sachsen führt der Fernradweg D4 mehrere Kilometer durch schattigen Wald, was wir sehr genießen. Das Sonnenlicht wirft hier und da kleine Lichtinseln auf den Weg, unter den langen kahlen Stämmen der Fichten wachsen die breiten Fächer der Farne neben einem Waldgras, das aussieht wie eine gekämmte Mähne. Links und rechts des Wegs liegen dicke Granitbrocken, und auf manchen der Findlinge sprießen winzigste Bäumchen, die oftmals nur ein oder zwei Blätter am zukünftigen Stamm tragen. Lautes Vogelgezwitscher ist unser Begleiter. Es geht weiterhin stetig bergan, was hier auf dem Waldweg keineswegs nur mühsam ist. Später müssen wir allerdings die erklommene Höhe auf einem zerklüfteten, ausgewaschenen Schotterweg steil bergab verlassen und das ist wirklich anstrengend, denn schweres Rad und schweres Gepäck müssen abgebremst werden.
Zu Mittag finden wir in Neukirch eine Art Firmenkantine, wo wir für kleines Geld ein einfaches, aber schmackhaftes Essen bekommen. Allzu lange halten wir uns dabei nicht auf, denn mit der Hitze wird es ja nicht weniger.
Hinter Ringenhain geht es richtig steil bergan nach Weifa. Oben auf der Höhe angekommen setzen wir uns zum Verschnaufen auf eine Bank im Schatten. Auf meinen kurzen Hinweis: „ 35,9!“ – gemeint sind die zurückgelegten Kilometer – fragt Werner mit schweißnassem Gesicht: „Grad?“ Das könnte stimmen.
Es ist erst halb drei, aber wir sind erschöpft, unsere Akkus neigen sich ihrem Ende zu, und zwar sowohl die rein körperlichen als auch die technischen am Flyer, also kümmern wir uns um ein Hotel in Schirgiswalde. Es stellt sich heraus, dass es eins dieser ehemaligen, riesigen DDR-Hotels ist, das wohl Ferienquartier von ganzen VEB-Belegschaften war, heute eher den Standard eines Jugendgästehauses bietet.
Bis dorthin strampeln wir bergan, sausen steil bergab, glücklicherweise haben unsere Räder gute Bremsen. Wir erklären unser Tagewerk für beendet; jetzt braucht’s dringend eine kühle Dusche.
Später ergänzen wir die Wasservorräte, essen mäßig gut, und der Abend klingt gemütlich aus bei einem Glas Wein, ich verfasse unsere Reisenotizen.