Mittwoch, 28. Mai 2014
Wir starten im strömenden Regen, natürlich in voller Montur. Längs der Ilm geht es bis Bad Sulza, dann folgen wir dem Saale-Radweg. Nun regnet es nur noch mäßig, trotzdem übermäßig, ich finde sogar unmäßig!
In Bad Kösen treffen wir auf grobes Rüttelpflaster ohne Ende und Straßenbaustellen, die uns Radfahrer nicht unbedingt ein sicheres Gefühl geben. Zudem merken wir immer häufiger, dass Autofahrer als freie Bürger hier im Osten auch gerne freie Fahrt haben möchten und uns Radfahrern wenig Akzeptanz entgegenbringen.
Richtig schön sind immer wieder die Kleingartenanlagen, die meist vor den Ortschaften liegen. Schon auf den ersten Blick wird die liebevolle Gestaltung dieser Datschensiedlungen deutlich: gepflegte Gärten mit Kartoffeln, Salat und Gemüse, aber auch herrlich farbenfrohen Blumen und Ziersträuchern, dazu ein adrettes Gartenhäuschen, oft auch eine Grillstelle – das kleine Paradies für jedermann.
Gegen Mittag kommen wir in Naumburg an. Als erstes wärmen wir uns bei einer heißen Suppe und Torte in einem Café auf; das Mitleid der netten Kellnerin gibt’s gratis dazu.
Natürlich wollen wir im gotischen Dom die Stifterfigur der Uta ansehen, und hier schließt sich für mich ein Erinnerungskreis: Der Bamberger Reiter und Uta vom Naumburger Dom sind beide Skulpturen vom Naumburger Meister, die in der NS-Zeit als Idealbilder vom deutschen Mann und der deutschen Frau propagiert wurden, damals in vielen Haushalten als Tonfiguren zu finden waren, so auch noch in den 1950er Jahren bei meinen Eltern im Wohnzimmerschrank.
Noch 15 km sind es bis Weißenfels. Der Regen lässt nach, aber trotzdem wär’s längs der Saale bei Sonne romantischer.
Im Hotel Jägerhof, einem Gebräude aus dem 16. Jahrhundert, genießen wir gutes Essen und haben ein nettes Zimmer. Trotz der Müdigkeit verbringe ich eine schlechte Nacht, denn von draußen es ist zu laut.