Freitag, 13. Juni 2014
Zum Frühstück gibt es selbstgebackenes Brot, leckere Wurst und Käse aus der Region, natürlich Bio-Eier und selbst gemachte Konfitüren, frisches Obst, guten Tee – und die glückliche Mitteilung, dass wir doch bleiben können. So verbringen wir die letzte Nacht unserer Tour in einem komfortablen Doppelzimmer mit einem bequemen Bett.
An diesem Vormittag erkunden wir die Stadt per Rad. Die Altstadt präsentiert sich als ein wahres Kleinod mit fast durchgängig renovierten, herrschaftlichen Wohnhäusern aus dem 19. und 20. Jahrhundert. Das wunderschöne Jugendstilkaufhaus ist zurzeit geschlossen, denn es soll seinen strahlenden Glanz wieder erhalten.
Ich kann mich erinnern, dass es vor circa 20 Jahren in den Straßen überall nach Muff und Moder roch und die Gebäude am Verfallen waren – heute ist sich Görlitz dieses wahrscheinlich weltweit einzigartigen Schatzes bewusst und bemüht sich um die Erhaltung all dieser herrschaftlichen Häuser. Die Stadt wird schon „Görliwood“ genannt, weil sie eine hervor-ragende Kulisse abgibt für Dreharbeiten von Filmen wie z.B. „Der Vorleser“.
Außerdem hat Görlitz ja einen anonymen Gönner – nur der Bürgermeister kennt seinen Namen -, der seit 1990 der Stadt jährlich 500 000 € für soziale Projekte überweist.
Über die Neißebrücke fahren wir nach Zgorzelec Niesky, der polnischen Hälfte von Görlitz, das 1945 geteilt wurde. Hier lädt nichts zum Verweilen ein, diese Stadthälfte wollen wir schnell wieder verlassen. Per Zufall kommen wir zur neuen Fußgängerbrücke, die die beiden Städte miteinander verbindet, und kehren rasch zurück nach Deutschland.
Unser Mittagessen besteht aus einer original thüringischen Bratwurst mit Senf aus Bautzen. Nachtisch ist leckerer schlesischer Mohnkuchen im Café 1900. Dann radeln wir zurück und fallen in einen ausgedehnten Mittagsschlaf.
Jetzt müssen wir uns auf die Rückreise vorbereiten. Heute Abend essen wir im Gastraum der Mühle, denn es regnet und ist kühl – das richtige Abschiedswetter. Nachts leuchtet der dicke Vollmond durch die Mühlenfenster.