Donnerstag, 31. Mai 2012

Etappe 13  = Radeln im Ausland

Güttlingen – Utwil – Arbon – Bregenz – Lindau = 66 km

Nach einem guten Frühstück mit gutem Schweizer Käse schnüren wir wieder die Ränzlein und ziehen von dannen.

Der Bilderbuchvergleich für die Landschaft ist heute mehr angebracht denn je: Links neben uns plätschert der Bodensee, rechts neben uns erstrecken sich kilometerlang Obstbaumplantagen, weiter hinten erhebt sich der Säntis mit schneebedeckten Hängen, alles liegt friedlich in der Morgensonne und begrüßt still den Tag. In Utwil genießen wir eine kleine Weile diese Stimmung auf einer Bank in unmittelbarer Nähe zum See. Dabei beobachten wir ein Schwanenpaar, das in der kleinen Bucht im Schilf mit seinen sechs Jungen Morgenwäsche hält. Über dem See schwebt in der Ferne lautlos ein Zeppelin.

Auf Ulis Rat hin gibt es einen Kaffee in Arbon im Badi, wo man auf einer Terrasse über dem Bodensee sitzt und wieder einen weiten Blick zum gegenüberliegenden Ufer in Deutschland hat.

Das heutige Mittagessen fällt eher spartanisch aus: je ein Dinkelbrötchen vom Vortag mit knackigen Radieschen, ein Stück Kuchen bzw. die Hälfte eines Darmstädter Power-Riegels, dazu köstliches Mineralwasser. Unsere Reisekasse sträubte sich irgendwie gegen einen weiteren Besuch eines Schweizer Restaurants … und überhaupt fühlt man sich als Euro-Zahler manchmal wie ein armer Verwandter der Franken-Zahler …

Die Radstrecke ist sehr schön bis Rorschach. Hier lösen jedoch Industriezonen und lauter Verkehr die bisherige Gepflegtheit und Beschaulichkeit ab.

Und dann sind wir auf einmal in Österreich: Zunächst umfängt uns ländliche Landschaft mit ländlichem Duft, dann kommen wir durch das Naturschutzgebiet Rheindelta, ein Eldorado für Ornithologen. Natürlich respektieren wir die vorgeschriebenen Wege, sehen dabei Pappeln und Weiden mit mächtigen Stämmen, gelb blühende Wasserschwertlilien, kostbare Bestände an Sumpfiris, einen Seidenreiher.

Der Radweg setzt sich fort auf einem äußerst staubigen Damm nach Hardt, dann geht es weiter auf asphaltierten Wegen über die Dornbirn-Ache bis nach Bregenz. Hier werfen wir einen Blick auf ein Highlight: die Seebühne mit der beeindruckenden Kulisse für die Oper „André Chenier“, die im Juli und August dieses Jahres dort aufgeführt wird – super!

Nahezu unvermittelt sind wir im „Freistaat Bayern“ auf dem Uferradweg nach Lindau.

Ein nettes Ehepaar gibt uns noch ein paar Tipps für den Einstieg in den Radweg zum Königssee, aber für heute ist es genug, und so folgen wir ihrem Vorschlag und nehmen ganz in der Nähe Quartier im Hotel Nagel: ein ruhiges, gemütliches Zimmer, ein gemütliches Abendessen – endlich Nachtruhe!

Einige Regentropfen tröpfeln sacht hernieder …

 

 

Mittwoch, 30. Mai 2012

Etappe 12

Singen – Radolfzell – Konstanz – Güttingen (CH) = 58 km

Von Singen aus führt uns der Weg direkt nach Radolfzell, das mir nach vier Kur-Aufenthalten auf der Mettnau mittlerweile heimisch-vertraut ist. Auf dem Marktplatz weckt ein Kaffee unsere noch müden Geister, und anschließend decken wir uns auf dem kleinen Bauernmarkt mit Proviant für die Weiterfahrt ein.

Auf dem Weg nach Markelfingen sehen wir bereits dunkle Wolken aufziehen, aber für ein – eigentlich – romantisches Picknick beim Naturfreundehaus direkt am See bleibt gerade noch Zeit. Dann aber müssen wir uns beeilen, der Regenwand davon zu radeln.

Mich beschleicht ein wehmütiges Gefühl, nicht genug Zeit zu haben für all die Schön-heiten hier – ich hätte heute gerne freier gehabt!

Über  Allensbach gelangen wir längs des Sees nach Konstanz, das uns mit Straßenbaulärm, Fahrzeuggedröhne und Verkehrschaos empfängt, was sogar zum kurzzeitigen Verlust des Radelpartners führt. Eine kleine Pause in einem netten Biergarten direkt am Wasser baut uns wieder auf.

Eine Novität für uns als reisende Menschen ist diesmal das Überqueren der Grenze zum Nachbarland: Heute ist es nämlich ein Über-Radeln.

Schon gleich in Kreuzlingen fällt uns auf, in welch hervorragendem Zustand hier die Radwege sind, die sogar größtenteils parallel verlaufen mit Inlineskater-Wegen. Alle Markierungen sind eindeutig und klar zu sehen – eine gute Orientierungshilfe.

Links von uns glitzert der See mit seinem unverbauten Ufer in der Nachmittagssonne, rechts hinter der Bahnlinie weiden Rinder auf saftigen Wiesen.

In Güttlingen finden wir im Hotel Garni am Lindeneck ein nettes Zimmer: gediegen, geschmackvoll, schweizerisch teuer, mit gutem Bett und ruhig. Nach einem ebensolchen schweizerischen Abendessen (Kalbsgeschnetzeltes mit Butterrösti … mmh!)  wählen wir noch von den 160 Coupes, die es auf der Eiskarte gibt, unser unbeschreiblich gutes Dessert: Williams-Sorbet mit Williams  … mmh! Besser, wir denken nicht darüber nach, wie viele Euronen wir hier heute ausgeben!

Satt, müde und zufrieden kuscheln wir uns in Morpheus’ Arme.

 

Dienstag, 29, Mai 2012

Etappe 11

Donaueschingen – Singen = 52 km

Die Landschaft scheint wieder einem Bilderbuch entnommen: mit saftig-grünen Wiesen und Feldern, hügelig, am Horizont die vulkanischen Erhbenungen des Hegaus. Manchmal steigt unsere Strecke steil an (besonders nach Fürstenberg), dafür sausen wir danach wieder mit flatternden Ohren bergab – über uns ein himmelblauer Himmel mit prallen weißen Sahnewolken! Der schönste Ausblick in die unter uns liegende Weite haben wir kurz vor Tengen, wo wir eine Höhe von 834 m erreicht haben.

Tengen selbst ist heute ein derart verschlafenes Nest, dass der Metzgerladen schon um 12 Uhr schließen will (wir bekommen gerade noch unsere Weckerl mit Belag) und wir nichts zu trinken finden. Der Ort hat wohl bessere Zeiten gesehen, denn es gibt eine Alt-„Stadt“ mit ehemals prächtigen Patrizierhäusern  – lange ist’s her!

In Riedheim gibt es zwar auch keine Geschäfte, aber eine nette junge Frau verkauft uns zwei Flaschen Mineralwasser, obwohl sie in ihrem Hofladen sonst nur Selbstgebackenes und Wurst anbietet. Wir können unseren Durst löschen!

Die Strecke lässt sich gut fahren, Singen ist bald erreicht. Wir wohnen wieder vornehm mit gutem Bett.

Während des Abendessens planen wir unsere weiteren Unternehmungen hier am Bodensee. Aber langer Überlegungen kurzes Ergebnis: Da wir den eigentlichen Radweg zum Königssee mit Muße gestalten wollen, bleibt keine Zeit für Besichtigungen oder Ausflügen, sondern wir fahren morgen direkt Richtung Konstanz und dann auf der schweizerischen Seite des Bodensees weiter. So wird’s.

 

Montag, 28. Mai 2012

Etappe 10

Rottweil – Donaueschingen = 42 km

Wie gestern auch sind heute nur wenige Radfahrer unterwegs. Zunächst weht sogar ein frisches Lüftchen, doch bald hat die Sonne die Vorherrschaft wieder und beim Radeln wird es uns warm genug.

Nach einem längeren Abschnitt durch Feld und Flur kommen wir durch Villingen-Schwenningen, das  offensichtlich über eine große Anzahl an Radwegen verfügt, was jedoch die Streckenfindung nicht leichter macht.

Trotzdem erreichen wir Bad Dürrheim, ein Kurörtchen, das uns am heutigen Pfingst-montag mit Schwarzwälder Genuss-Tagen überrascht: Mitten im Städtchen ist eine ganze „Fress-Meile“ mit Spezialitäten der Region aufgebaut, so dass auch wir zu Mittag nicht hungern und dürsten müssen!

In Donaueschingen ist vor allem die angebliche Donauquelle interessant: 678 Meter über dem Meer, 2480 km bis zum Meer. Zu meiner Enttäuschung ist die gefasste Quelle nun nicht mehr direkt vom Schlosspark aus zu erreichen (wie ich es bei der Radtour mit Heide und Ele Anfang der 1990er Jahre erlebt habe), sondern man gelangt lediglich über eine steile Treppe zu dieser Stelle. Die fürstliche Familie zu Fürstenberg hat wohl genug von den vielen Touristen, die täglich hier auflaufen …

Wir finden etwas außerhalb in Allmendshofen im Hotel Grüner Baum ein sehr sympathisches Quartier, essen gut, verbringen eine erholsame Nacht und sind gestärkt für die neue Etappe.

 

Sonntag, 27. Mai 2012

Etappe 9

Horb am Neckar – Rottweil = 53 km

Wir brechen von Horb am Neckar ohne große Eile auf, gegen 10.45 Uhr haben wir den Einstieg für unsere heutige Strecke.

Im Sattel, nach den ersten Kilometern, auf freier Strecke, noch frisch und kräftig – morgens nach dem Start in den Tag stellt sich ein gutes Gefühl von Unabhängigkeit, von kleiner Freiheit ein, verbunden mit ein bisschen Stolz darauf, dass wir diese Tour machen.

Ohne Satteltaschen kommen uns die  Räder mittlerweile beinahe leicht vor – aber
mit allem Gepäck am Berg … Denn von nun an geht’s bergauf – glücklicherweise
haben wir intelligente Fahrräder, bei denen wir uns Unterstützung holen können!
Von nun an geht’s aber auch bergab – und glücklicherweise verfügen unsere Räder
über gute hydraulische Bremsen!

Man könnte die Landschaft mit unserem Lahn-Dill-Bergland vergleichen, nur ist hier alles sehr viel weitläufiger und großzügiger. So weit das Auge blickt erstrecken sich großflächig  Wiesen und Getreidefelder, die von weitem wie riesige ausgebreitete Tücher in verschiedenen Grüntönen daliegen: grasgrün, lindgrün, blaugrün, gelbgrün, grüngrün … Baden-Württemberg scheint neben seiner mittelständischen Industrie durchaus auch einen landwirtschaftlichen Schwerpunkt zu haben.

Kartoffelfelder sehen wir keine, die braucht man offenbar auch nicht, wenn man so häufig Spätzle – handgeschabte ! – isst.

Das Wetter entspricht der Vorhersage: bedeckter Himmel, versteckte Sonne, eher leicht kühl, also lange Ärmel und lange Hosenbeine sagt die Kleiderordnung. Der Vorteil bei diesen gemäßigten Temperaturen liegt eindeutig darin, dass wir nicht so kräftezehrend ins Schwitzen kommen. Gegen 16 Uhr zeigt sich die Sonne wieder, aber da sind wir am heutigen Etappenziel Rottweil angekommen.

Eigentlich haben wir am heutigen Pfingstsonntag den Heidelberg-Schwarzwald-Bodensee-Radweg fast für uns allein, selbst auf die größere Straßen liegen in feiertäglicher Ruhe da.

Die kleinen Dörfer, die wir durchquerten, scheinen menschenleer: keine Kinder auf der Straße, keine Damen mit Hund, nicht mal joggende  Männer, dagegen vor den Kirchen viele geparkte Autos von Gottesdienstbesuchern. Vielleicht radelt man hier an einem solch hohen Feiertag nicht …

Unser Weg führt also von Horb über Empfingen, Sulz am Neckar nach Bochingen (Mittagspause: Geschmälzte Maultaschen mit Salat), dann über Irslingen und Dietingen nach Rottweil, der ältesten Stadt Baden-Württembergs, sicherlich auch bekannt wegen dieser liebenswürdigen Hunde, den Rottweilern.

Zum Feiertagspreis mieten wir ein großzügig-komfortables Zimmer im Garni Hotel Sailer. Das Abendessen schmeckt uns dann gegenüber im Restaurant des Parkhotels, wo wir nach getaner „Arbeit“ genüsslich unsere Viertele schlotze … muss auch mal sein!

 

Samstag, 26. Mai 2012

Etappe 8

Wildberg – Horb am Neckar = 34 km

Ein paar Kilometer radeln wir noch längs des Flüsschens Nagold, bis wir ins nette Städtchen Nagold gelangen, wo wir unsere morgendliche Kaffeepause einlegen. Hier präsentiert zurzeit Baden-Württemberg die Landesgartenschau, entsprechend viele Menschen schlendern durch die Fußgängerzone. Wir ergänzen unseren Vorrat an Tempo-Taschentüchern (meine Nase fordert das!) bzw. Sonnencreme mit LSF 30 (für Werners Nase!), dann geht’s weiter in die Natur.

Hinter Talheim verlassen wir das Tälchen der Steinach, es geht jetzt hügelig weiter nach Horb am Neckar. Bereits um 14.30 Uhr legen wir im Goldenen Adler unsere Häupter nieder zu einem erquickenden Mittagschlaf – wie schön! Das Hotel erweist sich nicht nur wegen der angenehm-komfortablen Ausstattung als Glücksfall, auch das Restaurant bietet uns wirkliche Gaumenfreuden!

Übrigens: Wir haben heute die 400 km-Marke über-fahren – unglaublich, oder? Ein bisschen stolz und zufrieden sind wir schon … Morgen geht’s weiter!

 

 

 

Freitag, 25. Mai 2012

Etappe 7

Unterreichenbach – Bad Teinach – Wildberg = 37 km

Von langen abendlichen Gesprächen und erholsamem Schlaf gestärkt, packen wir’s wieder an: Unsere Siebensachen sind schnell zusammengepackt, in den Packtaschen verstaut, alles ans Fahrrad gehängt, fertig, los!

Für den Radweg längs der Nagold haben wir heute eher ein Auge. Malerische Wiesenlandschaft wie aus einem Bilderbuch begleitet uns, außer Vogelgezwitscher gibt es neben dem Geräusch unserer Reifen auf den Feldwegen und dem leisen Schnurren der Motörchen eigentlich nichts anderes zu hören, die Luft ist leicht frisch, die Sonne wärmt angenehm.

Über Bad Liebenzell gelangen wir nach Calw, der Stadt Hermann Hesses, wo wir auf dem Marktplatz eine Kaffeepause einlegen und ein bisschen Proviant erstehen. Das Hesse-Museum kennen wir schon von einem früheren Besuch in Zavelstein, also heute nichts Kulturelles.

Für unser kleines Picknick machen wir aus Nostalgie den kleinen Umweg nach Bad Teinach, wo wir in dem knuddelig-kleinen Kurpark bei strahlendem Sonnenschein in die Stullen beißen.

Das Ziel der heutigen Etappe steht schon fest: Schafhotel Zur Sonne in Wildberg. Gegen 15 Uhr sind wir da, nehmen ein erfrischendes Getränk auf der Terrasse über der Nagold, dann ist mal Siesta angesagt. Mit einiger Mühe werde ich gerade so pünktlich zum Abendessen wach, das weitere Programm ist wieder dem Programm der Radfahrer angemessen …

 

 

 

 

 

 

Donnerstag, 24. Mai 2012

Etappe 6

Bretten – Kloster Maulbronn – Unterreichenbach = 58 km

Nach unserem „Business-Frühstück“ im Achat-Hotel brechen wir früh auf, radeln am Faust-Ort Knittlingen vorbei und kommen nach knapp einer Stunde nach Maulbronn, um dort die berühmte Klosteranlage zu besichtigen.

Es ist eine wirklich beeindruckendes Ensemble von kirchlichen und weltlichen Gebäuden. Hermann Hesse als einer seiner berühmten Internatsschüler ist für mich im Geiste mit seiner Erzählung „Unterm Rad“ sehr präsent.

Nach einem idyllischen Picknick radeln wir weiter auf „unserem“ Heidelberg-Schwarzwald-Bodensee-Radweg, bis wir in Pforzheim herumirren. In dieser etwas unsympathisch wirkenden Stadt ist es wohl sehr schwierig, sich als Radfahrer zu orientieren … eigentlich wäre der Moment für ein paar Smiley-Taschentücher gewesen. Aber wenn du denkst, es geht nicht mehr, kommt ein kleines Licht daher: Ein zufällig vorbeiradelnder Herr (unseres Alters?) erkennt unsere Lage, lotst uns mit viel Ortskenntnis durch seine Stadt, und dann finden wir auch noch den Weg längs der Nagold – ein romantischer, ein sehr schöner Radweg.

Leider gönnen wir der zauberhaften Landschaft nicht die rechte Beachtung und sausen ziemlich schnell dahin, denn mittlerweile ist es schon spät geworden. So schlagen wir unser heutiges Quartier in Unterreichenbach im einfachen Gasthof „Zum Löwen“ auf. Weil dort Ruhetag ist, gibt es zum Abendessen nur  „typisch Deutsches“ in einer
Pizzeria, dem einzigen offenen Lokal am Ort.

Aber wenn der Gasthof auch bescheiden daherkommt, der Schlaf in dem wunderbaren Boxspring-Bett ist wohltuend erholsam (Radfahrerwunsch Nr. 1: Gutes Bett!) und sorgt für neue Energie. Nach dem leckeren Frühstück sehen wir auch, dass hausgemachte Maultaschen die hiesige Spezialität sind – darauf hätten wir uns gefreut!

Aber im weiteren Verlauf unserer Tour werden wir bestimmt noch welche bekommen …
(denn Radfahrerwunsch Nr. 2: Gutes Essen!)

Mittwoch, 23. Mai 2012

Etappe 4

Bad Schönborn-Mingolsheim – Bretten = 35 km

Gestern Abend hat uns die Wirtin im „Falkenhorst“ bei ihren Hausgästen integriert, was heißt, dass wir unerwartet in stilvollem Ambiente in den Genuss eines leckeren Vier-Gänge-Menus kamen: Zitronensorbet auf Sekt als Aperitif, gefolgt von einer Spargelcreme-Suppe mit Räucherlachs, als Hauptgang Spargel an Sauce hollandaise mit Lendenmedaillons und frischen Kartöffelchen, Vanille-Eis in Sauerkirsch-Grütze als süßer Abschluss – sternemäßig!

Von einem ebenso guten Frühstück gestärkt, brechen wir gegen10 Uhr auf: bedeckter Himmel, leichter Nieselregen, zunächst leicht frisch, aber schon in Bruchsal hat uns die Wärme wieder.

Vom Schloss bewundern wir lediglich die Fassade, weil wir denken, dass es zu lange dauern könnte, die berühmte Innentreppe zu besichtigen. Sofort empfindet man die Großmannssucht des Erbauers, der sich offenbar so viel Mühe gegeben hat, die Anlage von Versailles imitieren zu lassen – manchmal kann man sich die Geschichte eines Ortes fast plastisch vorstellen. Seit 1964 versucht das Land Baden-Württemberg, die repräsentativen Gemäuer mit Leben zu erfüllen.

Heute sind wir eher im gehobenen Schneckentempo unterwegs: Nach knapp 35 km finden wir in Bretten unser Bett für die Nacht, die für uns schon bald nach dem gemütlichen Abendessen auf dem lauschigen Marktplatz anbricht …

 

 

 

Dienstag, 22. Mai 2012

Etappe 4

Ladenburg – Bad Schönborn-Mingolsheim = 48 km

Von  Ladenburg aus nehmen wir den Radweg nach Heidelberg, der größtenteils direkt am schönen Neckar entlang führt. Es geht flott voran! Unterwegs sind Radler für Nah- und Fernausflüge, joggende bzw. walkende Frauen, feine Damen mit großen Hunden (die ihr übles Geschäft gleich am Grasrand erledigen dürfen, die Hunde, meine ich). In der Stadt radeln auch Studentinnen und Studenten.

Der Himmel ist heute vormittag bedeckt, kurzfristig will uns sogar ein dünner feiner Nieselregen erschrecken, aber der verzieht sich dann doch .

Heute sehen wir etwas Besonderes: Petersilienfelder! Struppige Mooskrause wächst in langen, langen Reihen in einem riesigen Feld, ein anderes Mal ist es die aromatische glatte Petersilie, die hier in unvorstellbaren Mengen sprießt!

Schon früh machen wir Rast und stärken uns in einem hervorragend guten italienischen Restaurant – mitten in der Gemüse-Pampa gelegen!

Wir reservieren uns telefonisch ein bett+bike, und auch wenn jetzt die Sonne wieder unvermindert strahlt, wollen wir die heutige Tour etwas kürzer gestalten.

Bei der Weiterfahrt auf dem Heidelberg-Schwarzwald-Bodensee-Radweg stellen wir fest, wie gut hier in Baden-Württemberg die Radwege ausgebaut sind: Es ist wahrlich ein Vergnügen, hier durch Wald und Felder zu strampeln!

Nach 48 Kilometern kommen wir gegen 15 Uhr am Etappenziel an. Gleiches Programm wie in den vorangegangen Tagen: auspacken, duschen, ausruhen, essen, schreiben, schlafen – jaja, die müden Sportler …!

 

 

 

Montag, 21. Mai 2012

Etappe 3

DA-Eberstadt – Ladenburg = 62 km

Kurz nach 10 Uhr verlassen wir unser gastliches Quartier und fahren weiter auf dem R8, heute entlang der Bergstraße: Seeheim-Jugenheim, Zwingenberg, Bensheim, Vettelheim … ähh Heppenheim, Weinheim, Schriesheim, Ladenburg.

Mitunter weht auf freier Strecke ein intensiv fruchtig-aromatischer Duft in unsere Nasen: kleine rote Früchtchen leuchten durch dunkelgrüne Blätter. Manchmal sehen wir viele gebückte (polnische?) Rücken bei der Ernte, wahrscheinlich für die Familie Wendel, die uns auch mit Spargel versorgt.

Mit unseren Fahrrädern fallen wir auf, zum einen wegen des Motors (eine vielleicht Fünfjährige auf dem Radweg: „Guck mal, Mama, was ist das denn für ein Rad?“) und zum anderen durch das Gepäck, das gleich Rückschlüsse zulässt über eine längere Radtour. Schnell entwickeln sich kurze, freundliche Gespräche mit hilfreichen Tipps für die Strecke. Radfahrer sind kontaktfreudig und treffen auf ebensolche Mitmenschen!

Man könnte fast fast davon sprechen, dass Engel reisen … Das Wetter ist vorbildlich, vielleicht nach Mittag eher ein bisschen drückend, aber wir sind’s vollauf zufrieden; ein paar Regentropfen fallen erst, als wir vor dem Hotel unser Gepäck abladen!

Ladenburg ist ein reizendes Städtchen, das sich selbst so vermarktet: „Inmitten der Metropolregion Rhein-Neckar gelegen, überrascht die alte Römerstadt mit ihrer fast vollständig erhaltenen historischen Altstadt und der reizvollen Umgebung zwischen Neckar und Odenwald.“ Als Tourist fühlt man sich freundlich empfangen, und wenn man dann nach fünf Stunden im Sattel eine frische Dusche hinter sich hat, ist die Welt durchaus in Ordnung (auch wenn das Bett leider viel zu hart für mich ist!).

Unseren kurzen abendlichen Ausgang genießen wir auf der Terrasse eines Hotels mitten in der Altstadt, wo wir uns mit Essen und Trinken stärken, um kurz danach mit den Hühnern schlafen zu gehen. Naja, wir sind nicht mehr 40 … noch nicht einmal mehr 50!

 

Sonntag, 20. Mai 2012

Etappe 2

Karben – DA-Eberstadt = 80 km (!!!)

Zunächst eine Bemerkung zur Landschaft: Wir fahren durch die grüne Wetterau (sprich: Wärrerrah!), die sich behäbig weitläufig dahin erstreckt und dem Auge mit viel Grün richtig wohltut. Zarte Maispflänzchen, wuschelig wie ungekämmte Kinderköpfe am frühen Morgen, schaukeln in ihren fein ziselierten Reihen im leichten Wind, Wiesen voller frischer Gräser mit Wiesenlabkraut begleiten uns in grün-weißlichen Tönen, manchmal dominiert
leuchtend der hellgelbe Hahnenfuß, ein anderes Mal schimmert mild der bläulich-lila Storchschnabel durch.

Bei Rumpenheim nahe Offenbach setzen wir mit einer kleinen Fähre über den Main. Jetzt wird’s allmählich eng auf dem Radweg, denn an diesem Sonntagmorgen genießen viele die frische Luft: Inliner, Radler, Fußgänger mit und ohne Hund – Alt und Jung ist unterwegs.

In Obertshausen offenbart sich nicht gleich der richtige Schlupf für den Radweg nach Heusenstamm, wo wir gegen 13 Uhr in der heißen Mittagsonne eine kleine Pause einlegen.

Das Wetter bietet weiterhin Angenehmes: Es ist warm, fast heiß, jedoch gleichzeitig auch windig, also bzgl. Radlers Kleidung nicht ganz eindeutig.

In Dreieich schwächele ich ein bisschen, und so legen wir erneut eine kleine Rast in einem idyllischen Biergarten ein: Noch haben wir mindestens zwei Stunden Radelanstrengung vor uns!

Hinter Kranichstein verlassen wir den offiziellen R8, um eine große Schleife durch Darmstadt zu vermeiden, allerdings finden wir den direkten Weg nach Eberstadt erst nach einigen Umwegen.

Gegen 17.30 Uhr erreichen wir unser „Privatquartier mit Familienanschluss“, wo wir freudig willkommen geheißen werden. Wir sind müde und auch ein bisschen erschöpft, werden mit guter Verpflegung aufgepäppelt, aber schon um 21 Uhr fallen uns unweigerlich die Augen zu. Sportler sind doch angenehme Übernachtungsgäste: Wenn sie mal sauber und satt sind, kriechen sie schnell in die Koje, und am nächsten Morgen verlassen sie früh das Haus.

Samstag, 19. Mai 2012

Etappe 1

Werdorf – Karben = 77 km

Pünktlich (mit akademischer Viertelstunde!) um 9.15 Uhr rollen zwei schwer bepackte Fahrräder in der Sudetenstraße vom Hof!

Wie das Wetter wird, scheint eher ungewiss: Gestern hat es den ganzen Nachmittag und auch während der halben Nacht gegossen wie aus Kübeln – heute Morgen liegt Nebel im Tal, alles ist dunstig und feucht. Regenjacke und wasserdichte Überziehhose liegen für alle Fälle griffbereit obenauf in der Gepäcktasche.

Aber es klart auf! Wir radeln über Niedergirmes, durch die Lahnaue an den Dutenhofer Seen vorbei, über Allendorf, Langgöns, Butzbach bis nach Bad Nauheim, wo wir am Ententeich im Kurpark pünktlich um 13 Uhr bei strahlendem Sonnenschein eine kleine Mittagsrast einlegen.

Kurz vor dem heutigen Etappenziel Karben gönnen wir uns köstlichen Apfelwein von Rapp’s (klugerweise dazu auch eine Flasche Mineralwasser): 77 km trennen uns vom kleinen Werdorf! Wir sind zwar müde, aber das neue Radel-Urlaubsgefühl tut irgendwie gut.

Im Hotel erfrischt die Dusche zwar, aber noch besser ist das erholsame Spätnachmittag-Nickerchen. ( ‚-chen‘ könnte man weglassen, denn wir werden erst kurz nach 20 Uhr wieder wach!)

Das Wetter-Timing stimmt: Gegen 22 Uhr bringt ein Gewitter den angekündigten Regen, der – vielleicht – morgen früh wieder der Sonne weicht. Schau’n wir mal …

 

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Freitag, 18. Mai 2012

Der Vorbereitungs-Count down kommt in die heiße Phase: Was soll bzw. kann in die Packtaschen, was kann bzw. sollte nicht mitgenommen werden? Jetzt geht’s nur mit Grips, denn unsere Radtour wird ja doch beinahe vier Wochen dauern, und da will ich selbstoptimierend vorgehen – schließlich weiß man ja nie …

Da der Anfang bereits der Beginn des Endes ist, haben wir für die Rückreise Fahrkarten für Mensch und fahrbaren Untersatz gekauft: Am 14. Juni werden wir uns in Salzburg in den Zug setzen und  nachmittags zurück ins kleine Werdorf kommen!